"'Prix d'excellence': Digitales Gedenken"
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"Schrei 21:39 Uhr", 2016, Tusche auf Papier, 48 x 36cm; ©: Konstanze Sailer
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"Schrei 21:39 Uhr", 2016, Tusche auf Papier, 48 x 36cm; ©: Konstanze Sailer
Ausstellung in Mainz : "'Prix d'excellence': Digitales Gedenken"
KünstlerIN: Konstanze Sailer
Zeitraum: 02.03.2017 bis 31.03.2017
Digitale Kunstinitiative "Memory Gaps ::: Erinnerungslücken" von Konstanze Sailer gedenkt NS-Opfern mit Ausstellungen in Mainzer Straßen, die es geben sollte.
Was geschah mit jenen Menschen, die vor dem Nationalsozialismus in ein Nachbarland flohen und dieses nach Kriegsbeginn erneut in den Machtbereich der NS-Diktatur fiel? Die "Blauen Winkel" der Ausstellung "Prix d'excellence" unternehmen malerische Annäherungen an das Grauen der NS-Zeit.
Ellen Berta Marxsohn (* 12. März 1929 in Mainz; † 1942 im Konzentrationslager Auschwitz), Urenkelin des Mainzer Rabbiners Siegmund Salfeld, flüchtete 1939 gemeinsam mit ihren Eltern, nach vergeblichen Versuchen in die USA zu gelangen, nach Frankreich. Im Zuge mehrerer Wohnortswechsel wurde die Familie von den mit den Nationalsozialisten kooperierenden Vichy-Behörden im südfranzösischen Sammellager Les Milles, in einem Vorort von Aix-en-Provence, interniert. Kurz davor hatte die gute Schülerin Hélène (Ellen) noch den Prix d'excellence ihrer Schule in Nîmes erhalten. Wenig später übergab die Vichy-Polizei die gesamte Familie an die Gestapo. Ellen Berta Marxsohn wurde im Alter von 13 Jahren, am 7. September 1942, gemeinsam mit ihren Eltern, vom Durchgangslager Drancy in das Konzentrationslager Auschwitz Birkenau deportiert und vermutlich bereits kurz nach ihrer Ankunft ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Mainz keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Ina Seidel nach wie vor eine Straße in Mainzer Stadtteil Hechtsheim benannt. Die Schriftstellerin Ina Seidel unterzeichnete bereits 1933 das "Gelöbnis treuester Gefolgschaft", ein Treueversprechen für Adolf Hitler und huldigte diesem in zahlreichen Schriften. 1944 wurde Seidel auf Hitlers Gottbegnadeten-Liste gesetzt. Anstelle von Ina Seidel sollte künftig in Mainz an Ellen Berta Marxsohn erinnert werden.
Die digitale Kunstinitiative der Malerin Konstanze Sailer wird mit einer weiteren Ausstellung von Tuschen auf Papier in virtuellen Räumen eröffnet. Die Galerien befinden sich ausnahmslos in Straßen oder an Plätzen, die es nicht gibt, die es jedoch geben sollte: solche mit Namen von Opfern der NS-Diktatur. Monat für Monat wird so das kollektive Gedächtnis erweitert. Monat für Monat werden damit Erinnerungslücken geschlossen.
"Memory Gaps ::: Erinnerungslücken" zeigen eine Auswahl aus tausenden Tuschen auf Papier aus zehn Jahren. Sie stellen Schreie und Aufschreie von Opfern dar. Zum schmerzerfüllten Aufschrei geöffnete Münder und Kiefer. Abstrakte Darstellungen von Schreien in Ghettos, Konzentrationslagern und NS-Tötungsanstalten - gemalte Erinnerungskultur. Seit drei Jahrzehnten arbeitet die aus Heidelberg stammende und in Wien lebende Künstlerin zu den Themen Antlitz, Schädel und Tod. Tusche auf Papier wurde als Technik gewählt, um der "Filigranität" jener "Papierfetzen" nachzuempfinden, auf denen in Konzentrationslagern inhaftierte Künstler - zumeist im Geheimen - ihre Kunstwerke herstellten.
Öffnungszeiten:
täglich 11:00 - 21:00 Uhr
Internetadresse: https://www.memorygaps.eu/gap-märz-2017/
Bitte vergewissern Sie sich bezüglich der Aktualität dieser Informationen beim Veranstalter.

Zeitraum: 02.03.2017 bis 31.03.2017
Adresse:
Ellen-Berta-Marxsohn-Weg 42
55129 Mainz
Öffnungszeiten: täglich 11:00 - 21:00 Uhr
Galerie Kunst-Fabrik
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